Inhalationssysteme – Atemwegserkrankungen: Worauf bei der Anwendung von Inhalatoren zu achten ist

Mithilfe eines Inhalators werden Atemwegserkrankungen wie Asthma, Bronchitis oder COPD behandelt. Doch die verschiedenen Inhalationssysteme, die von den Patientinnen und Patienten bedient werden müssen, unterscheiden sich deutlich in ihrer Handhabung. 79 Prozent der Patient:innen machen unbewusst mindestens einen Fehler beim Inhalieren. Laut der VITA-Studie (Verbesserung der Inhalationstechnik von Menschen mit Asthma und COPD in Apotheken) konnte eine einmalige Beratung in der Apotheke diese Quote auf 21 Prozent senken. Worauf bei der Anwendung von Inhalatoren zu achten ist, erklärt die Apothekerkammer Niedersachsen.

Wie geht Inhalation am besten?

Die konkrete Anwendung der Geräte ist je nach Typ unterschiedlich. Es gibt aber einige grundsätzliche Regeln, die Patient:innen beachten sollten. Zunächst muss jedes Gerät gemäß Beipackzettel vorbereitet werden. Die Inhalation hat immer mit aufrechtem Oberkörper zu erfolgen, also am besten im Sitzen oder im Stehen, um ein tiefes Einatmen zu ermöglichen. Nur so kann der Wirkstoff bis in die kleinsten Verästelungen oder Bronchien in der Lunge gelangen. Vor dem Start der Inhalation empfiehlt sich ein vorbereitendes Ausatmen, um dann während der Inhalation je nach Anleitung schnell oder langsam jedoch immer tief einatmen zu können. Damit sich der Wirkstoff in der Lunge entfalten kann, sollte der Atem einige Sekunden gehalten werden.

Beratung bei der Inhalatorauswahl

Inhalatoren werden zum Verabreichen von Medikamenten bei Atemwegserkrankungen eingesetzt. Typische Erkrankungen sind Asthma bronchiale, Bronchitis, COPD, Allergien und die seltenere Mukoviszidose. Verbreitete Typen sind unter anderem Pulver- und Druckgasinhalatoren und elektrische Vernebler. Bei der Auswahl des Inhalators müssen die Grundvoraussetzungen, die Patient:innen mitbringen, beachtet werden. Wenn die Koordination der Anwender nicht ausreicht, sind beispielsweise Geräte, bei denen man gleichzeitig drücken und einatmen muss nicht geeigent. Das ist besonders bei Kindern und Senior:innen der Fall. Auch die Lungenfunktion muss berücksichtigt werden.

Pulverinhalatoren: Für die, die noch Kraft beim Ein- und Ausatmen haben

Bei Pulverinhalatoren liegt der Wirkstoff treibgasfrei vor und wird mit der Einatmung inhaliert. Auch hier gibt es verschiedene Modelle, wie den Diskus®, Novolizer® oder Turbohaler®. So können die Dosen beispielsweise einzeln in Kapseln oder Blistern verpackt sein oder in einem Behälter, der durch Betätigung des Mechanismus jeweils eine Dosis freigibt. Wichtig bei allen Modellen ist, dass Patient:innen einen gewissen, minimalen Inspirationsdruck aufbringen können. Das heißt sie müssen mit einer bestimmten Stärke und Tiefe einatmen können. Nur so kann der Wirkstoff optimal freigesetzt werden. Die Auswahl des Pulverinhalators hängt daher von den Lungenfunktionswerten ab. Es gibt Inhalatoren mit mittlerem und mit hohem Widerstand.

Vor der Inhalation sollten Patient:innen langsam und entspannt ausatmen, dann das Mundstück mit den Lippen fest umschließen und schnell, kräftig sowie möglichst tief durch den Mund einatmen. Der Atem wird anschließend 5 bis 10 Sekunden gehalten und dann wird langsam ausgeatmet.

Nach der Inhalation sollten die Patient:innen den Mund nicht nur ausspülen. Besser ist es eine Kleinigkeit zu essen oder ein paar Schlucke zu trinken.

Druckgas-Inhalatoren: Gute Koordination beim Gebrauch gefordert

Eine weitere Form sind Druckgas-Inhalatoren, auch Dosieraerosole genannt. Dabei befindet sich der Wirkstoff zusammen mit einem Treibgasmittel in einem Druckbehälter. In der Regel sollten Patient:innen beim ersten Gebrauch, oder wenn das Mittel länger nicht verwendet wurde, den Inhalator schütteln und zwei Sprühstöße in die Luft auslösen, um sicherzugehen, dass er funktioniert. Ein Dosieraerosol kann mit einer Inhalationshilfe, auch Spacer genannt, verwendet werden. Vorteilhaft ist hier, dass ein zu starker Reiz im Rachen verhindert werden kann und mehr Wirkstoff in die Lunge gelangt. So können beispielsweise Nebenwirkungen kortisonhaltiger Sprays im Mundraum vermieden werden. Dosieraerosole sind auch geeignet für Patient:innen, die nur einen geringen maximalen inspiratorischen Druck erzeugen, also nicht so stark und tief einatmen können. Durch die Nutzung von Spacern ist es leichter, das Auslösen des Inhalators und das Einatmen zu koordinieren.

Vor der Anwendung atmen Patient:innen langsam und entspannt aus und neigen den Kopf leicht nach hinten. Dann umschließen sie das Mundstück fest und lösen daraufhin einen Sprühstoß aus, indem der Wirkstoffbehälter nach unten gedrückt wird. Der Substanznebel  sollte sofort langsam und möglichst tief eingeatmet und der Atem 5 bis 10 Sekunden gehalten werden. Dann kann langsam wieder ausgeatmet werden.

(Elektrische) Vernebler: Geeignet für die, die nicht mehr stark ein- und ausatmen können

Auch elektrische Vernebler sind geeignet für Patient:innen, die nicht so stark und tief einatmen können. Die Inhalation erfolgt hier sehr langsam und kontinuierlich und es wird das normale Atemzugsvolumen ein- und ausgeatmet. Häufig auftretende Fehler können eine Steigerung der Atemfrequenz oder Tiefe der Atemzüge sein, auch Hyperventilation genannt. Der Wirkstoff wird in ein Reservoir eingefüllt und wird ohne Treibmittel in einer lang anhaltenden Sprühwolke freigesetzt.

Bei den elektrischen Verneblern muss die Einheit aus Mundstück und Reservoir mit warmem Wasser abgespült und zum Trockenen abgelegt werden. Es empfiehlt sich, den Schlauch des Verneblers mit Hilfe des Kompressors trocken pusten zu lassen, damit die Restfeuchtigkeit nicht zu Schimmelbildung führt. Nur so kann sichergestellt werden, dass bei diesen Systemen die Düse nicht verstopft und die Geräte lange Zeit zuverlässig funktionieren.

Therapieerfolg von guter Beratung abhängig

Damit die Therapie mit Inhalatoren anschlägt und den Patient:innen Erfolg bringt, ist es notwendig, dass sie mit dem Fachpersonal zusammenarbeiten. Das Einhalten von Therapieplänen und eine gute Kommunikation zwischen Arzt, Patient und Apotheker spielen eine entscheidende Rolle. Und dann muss die Inhalation unter Aufsicht von Fachpersonal geübt werden. Am besten ist es, wenn Patient:innn in einer Apotheke ihres Vertrauens einen Termin absprechen. Dort zeigt das Fachpersonal wie die Inhalation durchgeführt und das Gerät im Anschluss ordnungsgemäß gereinigt wird. Eine Anleitung zur richtigen Inhalation finden Interessierte auch in den Videos der Deutschen Atemwegsliga e. V. unter https://www.atemwegsliga.de/vernebler.html.

Der Apothekerkammer Niedersachsen gehören rund 7.800 Mitglieder an. Die Apothekerin und der Apotheker sind fachlich unabhängige Heilberufler:innen. Der Gesetzgeber hat den selbstständigen Apotheker:innen die sichere und flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln übertragen. Der Beruf erfordert ein vierjähriges Pharmaziestudium an einer Universität und ein praktisches Jahr. Dabei erwerben die Studierenden Kenntnisse in pharmazeutischer Chemie und Biologie, Technologie, Pharmakologie, Toxikologie und Klinische Pharmazie. Nach dem Staatsexamen erhalten die Apotheker:innen eine Approbation. Nur mit dieser staatlichen Zulassung können sie eine öffentliche Apotheke führen. Als Spezialist:innen für Gesundheit und Prävention beraten die Apotheker:innen die zur Ausübung der Heilkunde berechtigten Personen kompetent und unabhängig über Arzneimittel und apothekenpflichtige Medizinprodukte. Apotheker:innen begleiten Patient:innen fachlich, unterstützen menschlich und helfen so, die Therapie im Alltag umzusetzen.

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