Kammerversammlung – Gesundheitspolitik souverän mitgestalten

Gestern fand die Frühjahrssitzung der Kammerversammlung der Apothekerkammer Niedersachsen in Hannover statt. Auf der Tagesordnung stand der Bericht zu aktuellen Themen der Berufs- und Gesundheitspolitik. Cathrin Burs, Präsidentin der Apothekerkammer Niedersachsen, stellte die Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung in den Mittelpunkt ihrer Rede. Weitere Themen der Sitzung waren der Haushalt und die Berichte aus den Ausschüssen.

Alltag trotz schwieriger Zeit

Krieg in Europa, eine latent konstante Bedrohung sowie ein Alltag, der weitergehen soll: Mit Blick auf die Ukraine sagte die Präsidentin der Apothekerkammer Niedersachsen, dass es gerade in diesen Tagen von großer Bedeutung sei, über die freiheitliche demokratische Grundordnung nachzudenken. „Sie zu schützen, sollte uns jede Mühe wert sein.“ Die Menschen seien durch den Krieg in ihren Wertvorstellungen zutiefst erschüttert. Doch auch wenn es sich verkehrt anfühle, sei es richtig, am Alltag und an den täglichen Aufgaben festzuhalten, betonte sie. „In unserm Beruf als Apothekerinnen und Apotheker haben wir uns um die Gesundheit der Menschen zu kümmern. Und tun dies auch jetzt.“

Berufspolitischer Kompass

Die Kammerpräsidentin machte in ihrem Bericht zur Lage deutlich, dass die Apothekerinnen und Apotheker in den vergangenen zwei Jahren der Pandemie eindrucksvoll bewiesen hätten, dass die Apotheken unverzichtbar seien. „Diese selbstbewusste Haltung gilt es aufrechtzuerhalten, wenn es um die Zukunftsaufgaben wie Digitalisierung oder Nachwuchsförderung geht.“ Als Kompass für die berufspolitische Arbeit diene das überarbeitete Perspektivpapier „Apotheke 2030“, das im Januar 2022 von der Mitgliederversammlung der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände verabschiedet wurde. Die Kernbotschaft sei unverändert: „Wir Apothekerinnen und Apotheker sind die Experten für Arzneimittel.“ Die individuelle, persönliche Betreuung der Patientinnen und Patienten unter sinnvoller Nutzung von digitalen Mitteln stehe dabei im Mittelpunkt. „Das Vertrauen, das unsere Patientinnen und Patienten uns Apothekerinnen und Apotheker sowie unserer Apotheke vor Ort schenken, wollen wir in die digitale Welt mitgenommen wissen“, resümierte Burs.

Cathrin Burs, Präsidentin der Apothekerkammer Niedersachsen

Kammerpräsidentin Burs über Arzneimittel-Lieferdienste
Bildnachweis: Apothekerkammer Niedersachsen

Arzneimittel-Lieferdienste

Kritisch bewertete Cathrin Burs die neuen Start-up-Geschäftsmodelle auf dem boomenden Gesundheitsmarkt, die per Fahrradkurier Arzneimittel von den Apotheken zu den Patientinnen und Patienten bringen. Noch werde von den als vermeintlich zukunftsträchtig geltenden Arzneimittel-Lieferdiensten beteuert, dass keine Konkurrenz zu den stationären Apotheken gewollt sei, merkte sie an. Im Gegenteil: Deren Maxime laute, den Apotheken ein verlässlicher Partner zu sein. „Klingt verlockend. Oder ist es doch ein Bündnis, das sich am Ende als teuflischer Pakt enttarnt?“, stellte die Präsidentin in ihrer Rede in Frage. Erst recht, wenn wir hinter die Kulissen der Lieferdienste auf starke Kapitalgeber wie unter anderem Meta blicken. Darüber hinaus liege der Fokus der Fahrradkuriere in dichtbesiedelten Stadtzentren. Randgebiete und ländliche Regionen mit schlechter Versorgung würden nicht bedient. Apotheken sollten sich genau überlegen, ob sie sich solchen Lieferdienst-Konzepten anschließen, mahnte Burs an. „Mag es auch auf den ersten Blick bequem erscheinen, wenn die ohnehin durch Personalmangel gebeutelten Apotheken Teilleistungen delegieren können, so ist die Gefahr doch ungleich größer.“ Die Apotheke mache mit ihrer Arbeit und ihrem Geld einen neuen Türöffner groß, der bald die Regeln und Preise diktieren könne, warnte sie.

Kassendefizit

Mit besonderem Nachdruck äußerte sich die Präsidentin der Apothekerkammer zu den geplanten Sparvorhaben des Bundesgesundheitsministers Karl Lauterbach. Eine Erhöhung des Kassenabschlags der Apotheken auf 2 Euro wäre ein harter Schlag für den Berufsstand. Gepaart mit einer Absenkung der Mehrwertsteuer träfe die Sparmaßnahme des erhöhten Kassenabschlags die Apotheken doppelt. Die Bemühungen um eine Stärkung der Vor-Ort-Apotheken für eine dezentrale und wohnortnahe Versorgung würden ad absurdum geführt, würde ein solcher Gesetzesentwurf des Bundesministers zur Stabilisierung der gesetzlichen Krankenversicherung ungebremst das parlamentarische Verfahren passieren.

In Zusammenhang mit den Krankenkassen forderte die Präsidentin die Politik zudem dazu auf, sich verstärkt für die Apothekerinnen und Apotheker einzusetzen und die Krankenkassen zu fairen Verhandlungen in Bezug auf die pharmazeutischen Dienstleistungen zu ermahnen: „Das sollte das Mindeste sein.“ Nach über einem Jahr Verhandlungen mit dem Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenkassen sei es bisher nicht gelungen, einen Katalog honorierungsfähiger Dienstleistungen zu verabschieden.

Nachwuchsförderung

Angesichts des sich zusehends verschärfenden Fachkräftemangels, sehe die Präsidentin dringenden Handlungsbedarf, um auch künftig qualifizierten Nachwuchs für die Apotheken sicherstellen zu können und damit die Apotheke vor Ort zu stärken. In der berufspolitischen Arbeit hätten die Themen Studienplätze und Reformierung der Ausbildung von Apothekerinnen und Apothekern sowie die Finanzierung der Ausbildung von PTA daher oberste Priorität für den Vorstand, sicherte Cathrin Burs den Delegierten zu.

Effiziente Maßnahmen gegen Lieferengpässe beibehalten

Die Situation um den Versorgungsengpass des Krebsmedikaments Tamoxifen habe sehr deutlich gemacht, dass im Management der Lieferengpässe auch mal das „Ende der Fahnenstange erreicht“ sei, sagte die Präsidentin. Dabei gebe es präventive Maßnahmen, mit denen zumindest in etlichen Fällen in der Apotheke gegengesteuert werden könne. Die in der Pandemie durch die SARS-CoV-2-Arzneimittelversorgungsverordnung geschaffenen Austauschmöglichkeiten hätten sich bewährt. Es wäre unklug, dieses Instrument aufzugeben, appellierte Burs.

Haushalt und Kammerbeitrag

Der Vorsitzende des Finanzausschusses, Florian Taentzler, stellte der Kammerversammlung die Jahresrechnung 2021 vor und erläuterte den Haushaltsplan 2022. Bedingt durch die Pandemie endete der Jahresabschluss 2021 mit einem Überschuss. Daher empfiehlt der Vorstand, im Geschäftsjahr 2022 auf einen Quartalsbeitrag zu verzichten.

Den Apothekerinnen und Apothekern wurde im Vorfeld per Brief die Beschlussempfehlung für die Beitragsfestsetzung zugeschickt. Der Vorstand empfiehlt der Kammerversammlung, keine Veränderungen vorzunehmen, sondern den Inhaberbeitrag wie auch den Beitrag für angestellt tätige Approbierte fortzuschreiben. Die Delegierten werden die Höhe der Kammerbeiträge für das Jahr 2022 schriftlich per Umlaufverfahren beschließen.

Basisorgan der Kammer ist die Kammerversammlung, in der sich 77 niedersächsische Apothekerinnen und Apotheker ehrenamtlich für die Erfüllung der Kammeraufgaben einsetzen. Die grundlegenden Aufgaben werden in paritätischer Besetzung von 38 angestellt tätigen und 39 selbstständig tätigen Apothekern sowie unter Mitwirkung eines von der niedersächsischen Hochschule benannten Hochschullehrers als beratenden Mitglieds wahrgenommen. So hat die Kammerversammlung insbesondere die Finanz- und Satzungshoheit.

Der Apothekerkammer Niedersachsen gehören rund 7.800 Mitglieder an. Der Apotheker ist ein fachlich unabhängiger Heilberufler. Der Gesetzgeber hat den selbstständigen Apothekern die sichere und flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln übertragen. Der Beruf erfordert ein vierjähriges Pharmaziestudium an einer Universität und ein praktisches Jahr. Dabei erwirbt der Studierende Kenntnisse in pharmazeutischer Chemie und Biologie, Technologie, Pharmakologie, Toxikologie und Klinische Pharmazie. Nach dem Staatsexamen erhält er eine Approbation. Nur mit dieser staatlichen Zulassung kann er eine öffentliche Apotheke führen. Als Spezialist für Gesundheit und Prävention berät der Apotheker seriös und unabhängig. Er begleitet den Patienten fachlich, unterstützt ihn menschlich und hilft ihm so, seine Therapie im Alltag umzusetzen.

Diese Pressemitteilung finden Sie auch unter www.apothekerkammer-nds.de.

 

 

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